Zugang zu Bargeld ist ein ernstes Problem in Europa – und die Pandemie ist da auch nicht hilfreich. In einer europaweiten Umfrage der ING gaben 44% der deutschen Teilnehmer an, durch die COVID-19-Krise weniger Bargeld als zuvor für ihre Zahlungsvorgänge zu benutzen, europaweit sogar 57%.
Einer Studie der Deutschen Bank zur Nutzung verschiedener Bezahlmethoden zufolge, wird Bargeld aber weiterhin eine wichtige Rolle spielen. So geben knapp drei von fünf Befragten an, dass Bargeld weiterhin ihre favorisierte Bezahlmethode ist.
Dennoch ist Bargeld nach wie vor in Gebrauch und eine der beliebtesten Zahlungsweisen der Deutschen – so müssen Banken dafür sorgen, dass Zugang zu Bargeld über Cashback, Geldautomaten und Filialen für jeden langfristig ermöglicht wird.
In diesem Blog sollen mehrere Möglichkeiten im Detail diskutiert werden, wie dies zu erreichen und bei der Bewertung von Plänen für 2021 zu berücksichtigen ist.
Was kann getan werden?
Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Unternehmen ohne Bargeld auskommen und die Deutsche Kreditwirtschaft das Transaktionslimit für kontaktloses Bezahlen im April 2020 von 25 auf 50 Euro erhöhte, gingen Geldautomatentransaktionen mit Beginn der landesweiten Lockdown-Maßnahmen stetig zurück.
Aus diesem Grund prüfen Banken aktuell innovative Möglichkeiten der Verwaltung ihrer Geldautomaten, damit sie Kunden Zugang zu Bargeld und Bankdienstleistungen während der Pandemie und darüber hinaus weiterhin bereitstellen können.
Zeitgleich sehen sie sich jedoch mit dem Rückgang von Barabhebungen über Geldautomaten konfrontiert und müssen zudem die Verwaltungskosten für Geldautomaten im Rahmen einer umfangreichen Filialumwandlungsstrategie senken können.
Einige Banken überprüfen bereits die Kanalstrategie ihrer Geldautomaten: Sie betrachten diese nicht nur als „Abhebestellen“, sondern als potenzielle Kanäle für die Generierung neuer Einnahmen.
Andere hingegen ändern die Art und Weise, wie sie ihre Geldautomaten verwalten – zum Beispiel, indem gemeinschaftliche Geldautomaten eingeführt oder Automaten mit anderen Banken gemeinsam genutzt werden.
An dieser Stelle wären zum Beispiel die etwa 24.600 Automaten im Sparkassennetz oder die zirka 9.000 Automaten der Cash Group (ein Geldautomatenverbund der Deutschen Band, der HypoVereinsbank, der Commerzbank sowie der Postbank) zu nennen und Batopin, die belgische-Initiative (ein Joint Venture aus den vier Banken Belfius, BNP Paribas Fortis, ING und KBC),
Banken sollten sich jetzt mehr denn je auf neue Technologien konzentrieren und ihre Strategien überdenken.
Sie müssen ihre Geldautomaten–Verwaltung einmal komplett auf d en Prüfstand stellen, um sicher zu gehen, dass sie das Beste aus diesem Kanal herausholen und dass Geldautomaten eher eine Einnahmequelle sind, statt Kosten zu verursachen. Schließlich können sie dadurch Bestandskunden sowie zukünftigen Kunden den Zugang zu Bargeld und sonstigen Bankdienstleistungen ermöglichen.
Folgende Faktoren können einen positiven Einfluss darauf haben:
- Erneuerung von Geldautomatennetzen mit Schwerpunkt auf Einzahlungsfunktionen.
- Dedizierte Bargeld–Selbstbedienungsbereiche.
- Kampagnen, die auf die umfangreiche Nutzung von Geldautomaten und die Förderung der Kundenautonomie bei Transaktionen abzielen.
- CRM–Integration, um Geldautomaten in einen wichtigen digitalen Touchpoint umzuwandeln, die Filialumwandlung zu verwalten und die Einführung eines Marketing-Pitches für bereits bestehende Bankkunden und künftige Bankkunden zu fördern.
- Verbesserte Interaktion mit mobilen Geräten, um den Gebrauch und den Kaufprozess über vorgelagerte Transaktionen zu bündeln.
- Verbesserung der Kompatibilität mit anderen Banken für noch mehr Vorteile aus gemeinsam genutzten Dienstleistungen über Abhebungen hinaus.
Zu berücksichtigende Strategien
Banken können die Vorreiterrolle übernehmen, indem sie die Strategien für die Verwaltung ihrer Geldautomaten so umgestalten, dass sie mit Hilfe innovativer Technologie einen Mehrwert schaffen.
1. Integration von Geldautomaten in das Omnichannel-Banking
Geldautomaten müssen im Kontext einer immer breiteren Palette digitaler Kanäle und eines sich änderndem Kundenverhaltens relevant bleiben.
Die Einführung neuer Technologien und Innovationen im Finanzdienstleistungssektor hat Banken und andere Betreiber dazu veranlasst, Möglichkeiten abzuschaffen, die sich auf einen einzigen Kanal beschränken, und stattdessen kanalübergreifende Dienstleistungen anzubieten.
Dadurch könnten Kosten gesenkt und gleichzeitig eine Reihe gemeinsamer integrierter Dienstleistungen über alle digitalen Kanäle hinweg bereitgestellt werden. Die Vorteile davon wären:
- Eine wesentlich vereinfachte, kosteneffektive, standardisierte und allgemein akzeptierte Schnittstelle, die sich auf das Kerngeschäft konzentriert und die gesamte Komplexität im Zusammenhang mit der Verwaltung von Geldautomaten in den Hintergrund rückt Geringere Gesamtbetriebskosten
- Bessere Zugänglichkeit
- Kanalübergreifende Funktionen
- Verkürzte Markteinführungszeiten für die Bereitstellung neuer Services Verbesserte und personalisierte Kundenerfahrung
2. Ausgliederung
Die Verwaltung von Geldautomaten an Drittanbieter zu übertragen, wird bei Banken immer beliebter, um Kosten zu senken und gleichzeitig den Zugang von Verbrauchern zu Bankdienstleistungen aufrechtzuerhalten.
Für die Banken ist das ein lohnendes Geschäft, auch wenn die Ausgliederung bedeuten könnte, dass mit jeder Nutzung des Geldautomaten eine Gebühr für die jeweilige Bank anfällt. Denn diese Kosten sind im Verhältnis zu den Kosten für die Instandhaltung und den Austausch der Hardware marginal.
3. Pooling
Viele Banken sind bestrebt, sich zu vereinigen und zusammenzuarbeiten, um Betriebskosten zu senken. Am Pooling beteiligte Banken haben Zugang zu einem größeren Netzwerk, geringere Kosten und noch mehr Möglichkeiten, ihr Angebot mit Dienstleistungen zu kommerzialisieren, die durch Geldautomaten zur Verfügung stehen.
Geldautomaten müssen zur Plattform für eine breitere Angebotspalette von Finanzdienstleistungen und vielem mehr werden, um das Potenzial von Banken zu erhöhen, neue Einnahmequellen zu erschließen und so den Betrieb anderer Bankdienstleistungen zu entlasten.
Um den Geldautomaten-Kanal kosteneffizient zu gestalten, müssen die Automaten in der Lage sein, viele verschiedene Transaktionen abzuwickeln. Außerdem müssen sie für die Kunden attraktiv sein, damit sie eher die SB-Technologie nutzen, als an einen Schalter zu gehen.