Seit Jahresbeginn wird in den Medien mehr denn je über Open Banking und die Folgen von PSD2 für Industrie und Verbraucher diskutiert. Die Berichterstattung verrät in vielen Fällen, wie die derzeitige Stimmung in der Bankenbranche ist. Was also lässt sich diesem aktuellen Medieninteresse entnehmen?
Benutzerfreundlichkeit ist entscheidend
Immer wieder berichteten die Medien, dass die Konto-Aggregation eines der Vorteile des Open Banking ist. Die Idee, alle Bankkonten aus einer App oder über eine Website verwalten zu können, ist verlockend. Denn laut einer Umfrage von Moneymeets besitzen über die Hälfte (55%) der deutschen Privathaushalte vier oder mehr Konten. Die Mehrheit der Befragten (55%) hat Konten bei zwei oder mehr Banken.
Mehrere Konten zu führen bedeutet auch, dass man schnell die Übersicht über die eigenen Finanzen verlieren kann. Diese zusätzliche Komplexität führt dazu, dass zahlreiche Verbraucher ihre Finanzangelegenheiten bevorzugt über einen einzigen Anlaufpunkt erledigen würden.
Dies gilt nicht nur für Apps und Websites, sondern ebenso für Bankfilialen. Eine unserer Vorhersagen für 2018 galt dem Konzept der White-Label Financial Hubs. Demzufolge könnten Banken, anstatt Geldautomaten und Dienstleistungen ausschließlich in den jeweils eigenen markenspezifischen Standorten zugänglich zu machen, kooperieren, um Verbrauchern eine einzige Anlaufstelle anzubieten – sozusagen ein physisch-digitales Hybridmodell der Kontenaggregation.
Auch die immer breiter gefächerte Funktionen von Geldautomaten und Services von Bankfilialen sind wichtig, wenn es darum geht sicherzustellen, dass alle Finanzdienstleistungen an einem einzigen klassischen Filialstandort verfügbar sind.
Eine Herausforderung für die White-Label-Bankenbranche ist Übereinstimmung. Denn Kunden haben sowohl online als auch in der Filiale die gleiche Erwartungshaltung an die Kundenerfahrung. Entscheidend ist, dass Banken die verfügbare Technologie nutzen, um die hohen Erwartungen der Kunden an die Dienstleistungen auf geschickte Weise zu erfüllen. Dafür ist ein gut durchdachter Omnichannel-Ansatz notwendig, der Kunden eine persönlich zugeschnittene Erfahrung bereitstellt und zugleich in einem gemeinschaftlichen Umfeld Wettbewerbsvorteile gewährleistet.
Im Fokus: Schutz von Daten
Allerdings fallen nicht alle Artikel zum Open Banking positiv aus. Es wird beispielsweise die Sorge um den Umgang mit Daten thematisiert. Die Berichte beschäftigen sich mit den Fragen: Sind Ihre Daten sicher und geschützt? Wie können Verbraucher eine verantwortungsbewusste Nutzung sicherstellen? Deutlich wird damit ein sehr viel sorgsamer Umgang mit Daten, der sich in Deutschland in allen Industriezweigen durchsetzt. Und dieser Trend wird sich unweigerlich verstärken sobald die Digital Natives den Finanzmarkt erobern.
Den Deutschen ist der Schutz persönlicher Informationen sehr wichtig, allerdings bezweifelt die Mehrheit (56%), dass ihre Daten ausreichend geschützt sind.
Die Banken stehen daher 2018 vor großen Aufgaben. Sie müssen sich das Vertrauen ihrer Kunden erarbeiten und entsprechende Sensibilität im Umgang mit Daten zeigen. Was für den Verbraucher zählt, sind die eindeutigen Vorteile. Aus diesem Grund sollten Banken bei der Verwendung von Daten vorrangig die Verbesserung beim Kundenservice und eine verstärkte Personalisierung im Blick haben. Daten sind mit Sorgfalt zu behandeln, andernfalls könnten sich die Kunden schnell von ihrer Bank abwenden und zu einem anderen Dienstleister wechseln.
Open Banking – ein zweischneidiges Schwert?
Open Banking bietet Verbrauchern und Banken gleichermaßen eine Fülle an Möglichkeiten. PSD2 wird zusätzliche Chancen und mehr Benutzerfreundlichkeit mit sich bringen. Um dies aber voll ausschöpfen zu können, müssen sich die Banken bewusst sein, dass sie unter äußerst wachsamer Kontrolle stehen und dass sie vor allem den Schutz der Kundendaten ernst nehmen müssen, damit Kunden auch weiterhin Kunden bleiben.